Hochtour Grassen

6./7. August 2016
Tourenleiter Roland Boss, mit 11 Teilnehmenden

„Mer machet de no öppis am Nomittag hinter de Hütte“, meinte Roland Boss, weshalb wir uns am Samstag bereits um 8 Uhr beim Saalbau treffen. Dem Gotthardstau ausweichend fahren wir über den Brünig, streichen den Kaffee im Steingletscher um möglichst bald in die Sustlihütte zu kommen. Roland schaltet mit seinen neuen Wanderstöcken auf Vierrad-Antrieb, weshalb der Rest der Truppe mit der Zunge am Boden in der Hütte ankommt. Wir erholen uns wieder bei der Mittagsrast, während die Sonne die Granitfelsen aufwärmt und trocknet.
Wir vertrauen alle Rolands Einschätzung ‘ned schwerig’, packen mutig unser Kletterzeugs und steigen knapp eine Stunde westlich der Hütte in eine Gratlücke auf. Wir stehen auf dem Südwest-Ausläufer des Murmetsplanggstock, der von hier in vier Aufschwüngen nach Osten ansteigt bis auf 2440m und dann ins Tal abfällt.
Schnell sind 3er Seilschaften gebildet, Knöpfe geprüft, Schlingen und Karabiner verteilt, leer geschluckt und schon ist Roland über den ersten Aufschwung verschwunden. Der Rest klettert unverzagt hinterher. Der Grat geht mal rauf mal runter und wenn es am schönsten ist, steht man auch schon zuoberst.
Sorgfältig beobachtet von David und Roland seilen wir uns selbstständig zwei mal ab, wir haben das schliesslich am Hochtourenkurs bei strömendem Regen bereits geübt. Auf einer gut angelegten Wegspur queren wir unter dem Grat durch. Es geht ohne Höhenverlust zurück zu den Seelein, wo Familien am Klettern sind. So erreichen wir die Hütte rechtzeitig zum Bier und zum Nachtessen. Nach dem Dessert erklärt uns der Hüttenwart kurz die Route auf den Grassen, und kündigt das Frühstück auf 6 Uhr an.
Die ersten Sonnenstrahlen berühren die Granitspitzen des Wendenhorns, während unsere 12er Truppe noch im Schatten dem gut markierten Weg zum Stössenfirn folgt. Auf 2500m gilt Anseilen, Steigeisen montieren, das komplette Hochtourenprogramm halt. Die nächsten 300 Höhenmeter gehen fast gratis auf dem griffig gefrorenen Firn. Der Stössensattel wehrt sich mit einer kurzen Felsstufe, doch wir packen das mit knirschenden Steigeisen und stehen oben in der Sonne. Das ganze Panorama des Sustenpasses tut sich auf. Wir gehen dann nordseitig über den Firnalpfirn und erreichen um 10 Uhr den Gipfel des Grassen. Es ist Zeit für Gratulation, Essenspause und Bestimmung aller Gipfel ringsum.
Beim Abstieg halten wir uns an den Ostgrat. Wagemutig nehmen wir das Couloir westlich des Stössensattels als steile Abkürzung hinunter auf den Stössenfirn. Die Sonne hat den Firn zu Trittschnee aufgeweicht, was uns den Abstieg erleichtert, aber halt die typischen Stollen gibt an den Steigeisen.
Bei einer verdienten Pause vor der Hütte tauschen wir über das Erlebte aus. Aus einer einfachen Zeile im SAC Tourenprogramm wurden zwei abwechslungsreiche Tage mit Fels, Schnee und Eis im Sustengebiet, sorgfältig und souverän geführt von Roland Boss.

Der Berichterstatter
Urs Eppenberger

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