vom 6. – 8. August 2024
Wanderleitung: Samuel Moser, Willi Truttmann
Teilnehmende: Walter und Ingrid Knobel, Jost und Beatrice Bucher, Magda Huber, Roland Sommerhalder, Willi Truttmann, Katharina Kamer, Robert Knobel
Dienstag,6.August, 1.Tag
Wir treffen uns im Zug in Bern zum Startkaffee und reisen via Lausanne-Villeneuve nach Vouvry, wo wir auf das bestellte Taxi warten. Nach mehreren telefonischen Interventionen kann endlich eine erste Gruppe losfahren zum Ausgangspunkt Miex Village. Eine Viertel Stunde später folgt der zweite Wagen und der Rest der Gruppe erreicht dann ebenfalls den Startpunkt.
Nun ziehen wir los, mit dem Ziel Refuge Lac de Tanney Der Aufstieg ist schweisstreibend, zum Glück vorwiegend durch Wald. Nach ca 1 1/2h gelangen wir zu einem Waldlücke, die einen wunderbaren Blick auf den Genfersee freigibt .Jetzt noch eine moderate Steigung und wir haben den Höhepunkt erreicht. Durch den Wald geht’s jetzt nur noch hinunter zum Lac de Tanney. Er lässt lange auf sich warten, durch eine Waldlücke keimt Hoffnung auf, leider ist der blaue Schimmer dann doch wieder der Genfersee. Also mutig weiter, es kann nicht mehr lange dauern, bis das Objekt der Sehnsucht auftaucht. Und tatsächlich, wie aus dem Nichts liegt er vor uns, wie von Zauberhand ausgebreitet, blau grün je nach Standpunkt, eingebettet in die Gebirgslandschaft, umgeben vom Wald, einfach ein Bijou. Zum Glück ist die Zufahrtsstrasse nur beschränkt benutzbar, darum ist die Gegend vom Bauboom bisher verschont geblieben. Nach dem wir uns vom betörenden Anblick wieder gefasst haben nehmen wir noch die letzten 20 Minuten, dem See entlang durch den Wald zum Refuge du Grammont in Angriff.
Dann ankommen in der Refuge, wie schön gleich auf der Terrasse den Durst stillen zu können.
Unkomplizierter Zimmerbezug, dann wie nichts los (für die Baderatten) in den See.
Der Apéro leitet über zum Nachtessen. Mit einem 3-4 Gang Menü (einfach aber fein) essen wir uns auf der Terrasse satt , und lassen dann den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. Müde, zufrieden sinken wir in unsere Betten und schlafen einem ereignisreichen Tag entgegen.
Mittwoch, 7. August 2.Tag
Nach einem einfachen Frühstück,(das Markenzeichen der Refuge: möglichst einfach und dabei nichts verschwenden) sind alle pünktlich um 8 Uhr abmarschbereit .Aufgeteilt in zwei Gruppen
brechen wir zu zwei verschiedenen Zielen auf: eine Gruppe nimmt sich den Grammont vor, direkt ab der Refuge steil hinauf, die anderen acht wagen sich an die anspruchsvolle Tour auf die „les Cornettes de Bise“. Das Wetter ist vorerst bewölkt aber trocken angezeigt auf der App. Am Himmel drohen aber dunkle Wolken.. haben wir nicht eben ein Donnern gehört? Spannend was uns tatsächlich erwartet.
Im Folgenden berichte ich von der längeren Tour, die als Rundtour mit 6 1/2h Wanderzeit angegeben wird.
Zuerst dem See entlang über den Col de Tanney, dann steil die Fahrstrasse hinab durch den Wald, bis rechts ein Pfad abzweigt zum Tal des Flusses Le Fosseau. Nach steilem Aufstieg im Wald, über eine mit Ketten gesicherte abschüssige Stelle weitet sich die Sicht auf das Tal, dessen Talboden wir schlussendlich nach zweihundert Meter Abstieg bei Plan d’Ortie erreichen. Nun das Tal auf einer Fahrstrasse weiter hinauf zu einer weiteren Alpage (En Verne) Dass Wetter bleibt unberechenbar, noch sonnig aber… die Wolken am Horizont dichter und schwärzer, das Donnern unüberhörbar… Wir brauchen Optimismus.
Also weiter hinauf zur nächsten Alpage (le Coeur) mit riesigem Kuhstall. Der Col de Verne als nächstes Etappenziel ist auf 1800 ist nun greifbar nahe. Zuerst moderat hinauf, dann die letzten hundert Meter heftig steil, erklimmen wir den Pass und machen mitten auf der Grenze mit Blick auf auf die Savoyer Alpen kurz Pause. Die Sicht ist zum Teil verhangen, Berggipfel sind in Wolken gehüllt. Die Wettersituation wird bedrohlicher. Unbeirrt stapfen wir weiter zur nächsten Alp, La Callaz, 200 m höher. Die ersten Regentropfen fallen, als wir dann gerade noch rechtzeitig vor dem aufziehenden Gewitter die Alp erreichen. Im Schutzraum bei der Hütte, wie gemacht für unsere Gruppe, sitzen wir nun dicht gedrängt das heftige Gewitter aus, andere Wanderer gesellen sich dazu, es wird noch enger in dem fensterlosen Raum. Eifrig studieren wir die Wetterapps, die alles andere als mit dem ablaufenden Wettergeschehen in Einklang sind. Nun sind wir schon vier ein halb Stunden unterwegs, eine Stunde im Schutzraum verbracht, und haben noch 400 Höhenmeter zu bewältigen.
Also brechen wir auf, das blaue Wolkenfenster nutzend, zum Fuss der Cornette durch felsiges,holperiges Gelände. Die Steine sind glitschig und mahnen zur Vorsicht. Der Berg der Begierde steht jetzt klar vor uns, dh wenn er nicht gerade in Nebel gehüllt ist,ist sogar das Gipfelkreuz zu erkennen. Unverhofft, wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Steingeissen auf und beäugen uns ohne Scheu aus nächster Nähe.
Am Fuss des Berges angekommen umhüllt uns Nebel. Die Entscheidung, sollen wirs wagen, auf ein Wetterfenster hoffen und hochsteigen, ist knifflig. Die Mehrheit entscheidet sich hochzugehen mit Vorbehalt, bei einsetzendem Regen sofort umzukehre. Nach einer halben Stunde und 200 hm höher,(2432m) können wir uns auf dem Gipfel im Nebel gratulieren. Wir verweilen hier nicht lange, der Abstieg liegt uns auf dem Gemüt, mit höchster Vorsicht tasten wir uns abwärts, ohne Stöcke wäre es fast ein unmögliches Unterfangen. Ohne Blessuren und verstauchte Füsse kommen wir unten an.
Nun kommt die nächste Herausforderung: wo geht es weiter. Ein schmaler ausgesetzter Pfad führt westwärts, schlecht markiert der Felswand entlang, bis er schlussendlich abrupt endet.
Dort wo vor Monaten noch ein Schneefeld zu traversieren war, ist nur noch eine abgründige
Geröllhalde sichtbar. Wir sind uns alle einig, dass wir dieses Wagnis nicht eingehen wollen, die Geröllhalde zu traversieren, zumal der Nebel den sicheren Wegverlauf unsichtbar machte. Also: Wir kehren vernünftigerweise um. Die Rundtour wird zur Einfachtour. Es ist halb drei, 3 1/2h rückwärts. Die Sicht wird besser, das Wetter hellt auf, der Berg mit Gipfelkreuz glänzt nun wie zum Hohn in der Sonne. Wir nehmen auf dem Rückweg die Gegend nun anders war, immer jetzt mit Aussicht ins Tal. So tröstet wir uns über die entgangenen Rundtour hinweg. Der Weg zurück zieht sich endlos lang, der Schlussanstieg von Plan d’Ortie auf den Col de Tannay fordert uns noch einmal alles ab. Um 18 Uhr schlussendlich beklatschter „Einzug“ ins Refuge. 10 Stunden waren wir unterwegs. Was wir als Senioren doch noch zu leisten vermögen!!!
Die kleinere Tour hat die Teilnehmer ebenfalls begeistert, wunderbare Aussicht auf den Genfersee und weit darüber hinaus. Das Gewitter später konnte ihnen nichts anhaben, ein Stall auf dem Rückweg bot ihnen Schutz.
Ein Bad im See putzt die Müdigkeit weg, das lassen sich Einige trotz dem Gewaltsmarsch nicht entgehen, „ wie neugeboren“ lautet das Faszit nachher.
Der Aperitiv mit einem „Johannisberg“ schmeckt köstlich, das etwas karge Menu anschliessend mit einem feinen Roten (war es Pino Noir?) tut unserer Stimmung keineswegs Abbruch, dann ruft das Bett, wir schlafen tief dem letzten Tag entgegen.
Donnerstag,8.August, 3.Tag
Wir teilen uns wieder in zwei Gruppen, diesmal 5:5. Eine wählt den kürzeren Weg nach Bouveret, die andere den längeren über St.Gingolf.
Um 8 Uhr sind alle bereit für den Abmarsch bzw die Heimreise oder für den Velofahrer die Abfahrt. Herzliche Verabschiedung von dem Wirtepaar, die das Refuge mit Verve führen und prägen, Verabschiedung der zwei Gruppen und von Röbi.
Der Weg nach St Gingolf führt auf einem abwechslungsweisen Weg, zum Teil entlang eines Baches mit unbekanntem Namen, beidseits des Tälchens imposante Bergzacken zur Alp Loz. Erst hier weitet sich das Tal zu einer Alplandschaft. Im Rückblick immer kleiner der Lac de Tanney. Bei der riesigen Alphütte läuft laut ein Generator der uns die verdiente Pause verschieben lässt bis wir einen ruhigeren Platz finden. Nun haben wir uns schon wieder 400m hochgearbeitet und erreichen mit dem Col de Lovenex den höchsten Punkt der Tour. Davon müssen wir jetzt wir jetzt wieder 100m „vernichten“ steil hinab bis fast zum Lac de Lovenex hinunter, durch üppige Vegetation, die oft den Weg zudeckt. Eindrücklich der Blick auf den Genfersee der schier wie ein Spickel, eingegrenzt von zwei Waldrücken, erscheint. Rechts und links Felszacken und Grate, einer davon der Dent d’Oche. Viele der Zacken ähneln menschlichen Eckzähnen.
Nun gilt es wieder die verlorenen 100m zurück zu gewinnen auf den Col de la Croix. Dann nur noch hinunter steil und kniebrechend bis zur Ebene mit einer weiteren Alp. Der Wegweiser nach St.G zeigt 1 3/4h an. Auf ermüdendem Hartbelag, abwärts durch das Vallon de Morge, schier ohne Ende, dann nach gefühlten Stunden die Abzweigung zur „Morge“ hinunter. Auf lauschigem Weg dem Bach entlang bis zu einem Seilpark, dann in die bewohnte Welt von St.Gingolf zum Rest Rivage, wo bei einem Bier alle Anstrengung vergessen wird und die ganze Schönheit der Erlebnisse in Erinnerung bleibt.