Hochtour Fründenhorn

vom 22./23. Juli 2017

Teilnehmende: total 8
Tourenleiter: Roland Boss

In Kandersteg an der Talstation der Bergbahn zum Öschinensee, so zwischen Kinderwagen und Djibab kommt man sich schon etwas komisch vor mit Pickel, Seil und Steigeisen. Vor allem werden ausgerechnet wir als die Exoten in dieser von Gletscher und Gipfel umrahmten Szene angeschaut. Doch wir wissen, was wir vorhaben. So verfallen wir in den typischen Berglerschritt und stemmen unsere Rucksäcke hinauf am Nordrand des Öschinensees entlang zur Alp Underbärgli. Von hier führt eine dünne aber gut gesicherte Wegspur horizontal durch eine Fluh, die vom Gipfel der Blümlisalp 2000m senkrecht in den Öschinensee abfällt. Die Fründenschnur ist eine faszinierende Linie, die den Hüttenaufstieg von drei auf vier Stunden verlängert aber bereichernde Eindrücke hinterlässt. Bei rund 1900m treffen wir auf den normalen Hüttenweg. Die verbleibenden 600 Höhenmeter fordern die Beine und die Konzentration, weil wir sicher 100 Tagesgäste kreuzen müssen. Auf der Hütte werden wir freundlich empfangen. Der Hüttenwart erklärt geduldig den Einstieg vom Gletscher in den Fels (grosser roter Punkt!) und dann nach links und dann nach rechts durch die Wasserfälle und dann in einem Z hinauf zum Gipfeleisfeld. Es sei gut zu finden, der Weg so breit wie ein Trottoir. Halb beruhigt, halb gespannt machen wir uns über das Nachtessen her. Weiter über den kommenden Tag zu spekulieren macht keinen Sinn, weil im Lärmpegel der Übernachtungsgäste kein vernünftiges Gespräch mehr möglich ist. Wir legen alles im Keller bereit und schlüpfen unter die Decken.

Um 4:20 geht der Wecker. Wir sind ideal neben dem Ausgang des Schlaflagers platziert, so stören wir die Gäste kaum, als wir zum Frühstück runtergehen. Wir haben jedoch kaum ein Auge zugetan, was teils der Anspannung zugeschrieben werden kann, aber hauptsächlich auch dem Geläufe der anderen, die sicher einen Hektoliter Bier entsorgen mussten über die Zeit. So ist es denn eher still am Frühstückstisch. Im Keller wird bereits das Gstältli montiert. Noch ohne Seil steigen wir über das Gletschervorfeld auf den Firn bis zum Einstieg auf 2660m. Ein rotes Seil hängt schlapp über die nassen Felsen hinunter und markiert den Start unserer Tour. Wir seilen uns an und hangeln uns hinauf. Dann geht es über abschüssige Platten und Felsriegel stetig hinauf. Hier ein roter Punkt, dort ein gelber Pfeil, da ein Steinmann: die gute alpinistische Nase von Roland ist gefordert, wir klettern hinterher. Endlich kommen wir auf rund 3110 m an den unteren Rand des Gipfeleisfeldes. Wir sahen es schon von unten grau schimmern. Da ist kein Trittschnee, sondern Firn und Blankeis. Mit knirschenden Steigeisen geht es am kurzen Seil hinauf. Roland instruiert auch hier das alpinistisch korrekte Vorgehen, das wir genau befolgen. Jeder Tritt wird sorgfältig gesetzt, aus Verantwortung für sich selbst und für die Kameraden. 250 Höhenmeter weiter oben erreichen wir das Gipfelkreuz: Aufatmen, staunen, gratulieren. Wir haben jeder für sich und für den Club einen Gipfel eingefahren. Nun müssen wir nur noch runter. Die ersten 20 Höhenmeter auf dem Firn gehen noch, doch dann wird es steiler und härter. Eine Rückfrage von Roland klärt das weitere Vorgehen sofort. Ohne lange zu diskutieren schraubt er den ersten Stand ins Eis. Nun geschieht etwas erstaunliches. In schneller Reihenfolge entsteht aus zwei 60m Seilen und einem 30m Seil eine Abseilpiste. Konzentriert sichern sich die Kollegen gegenseitig, kommt das oberste nicht mehr benötigte Seil wieder zuunterst an für einen weiteren Abschnitt. Über etwa 8 Stände im ganzen seilen wir uns über das Gipfeleisfeld ab. Roland als letzter muss ungesichert absteigen, die anderen sind froh, dass er diese Rolle übernimmt. Wir benötigen etwa anderthalb Stunden für diese Übung, aber wir erreichen das wichtige Ziel, dass alle heil unten ankommen. Halt, unten sind wir noch nicht. Denn nun müssen wir über die schuttbeladenen und abweisenden Kalkplatten wieder hinunter auf den Fründengletscher. Die Seilführer gehen nun zuhinterst und sichern ihre Kameraden wenn nötig an strategisch platzierten Bohrhaken. Die vom Regen in der Nacht nassen Platten trocknen bereits stellenweise. So geht es recht zügig hinunter. Um 13:30 Uhr haben alle ein Glas in der Hand in der Sonne vor der Hütte. Ein Blick hinauf lässt uns nochmals staunen, was wir hier gemeinsam erreicht haben. An einer SteinbockGruppe vorbei führt uns der normale Hüttenweg zum Öschinensee hinunter und dann mit einem kurzen Gegenanstieg hinauf zur Bergstation. Hier setzen wir uns aufatmend in die Gondel. Ein Wochenende mit riesigen Kontrasten: Touristen, Fründenschnur, Felsstufen, Gletschereis. Sicher und souverän geführt von Roland Boss, herzlichen Dank.

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