„Simmentaler Hausweg“

vom 8. Mai 2018

Anzahl Teilnehmende: 22

Teilnehmer-/innen: Bucher Jost und Béatrice mit Gast Claire Kloter, Burger Max, Bolliger
Otto, Forrer Hugo und Annelies, Gacond Marc und Regula, Haller Jörg und Sibylle, Hasler Rolf und Ingrid, Kamer Katharina, Knobel Röbi, Leutwiler Arthur, Minnig Rosmarie, Pertl Silvia (Schnupperkandidatin), Sandmeier Walter, Weber Peter, Wiederkehr René und Erika

Tourenleiter: Leutwiler Arthur

Bei allerbestem Frühlingswetter versammelt sich eine bunte Seniorenschar – angereist mit Bahn, Auto und Töff – um 0930 Uhr auf dem Bahnhofplatz in Erlenbach im Simmental. Nach der Begrüssung orientiert der Tourenleiter kurz über die regionale Geographie und die wirtschaftliche Entwicklung in der Talschaft seit dem 16. Jahrhundert. Damals gingen die „Bäuerten“, wie die Weiler im Tal genannt wurden, zu einer eigentlichen Vieh- und Alpwirtschaft über. Es entstand der grosse Michaelsmarkt für Vieh und Käse mit Export insbesondere nach Italien und andere Länder Europas. Diese Handelstätigkeit brachte Wohlstand ins Tal und erklärt die äusserst prachtvollen Hausbauten. Die Zimmermannskunst wird auch heute noch gepflegt.

Nach einem zehnminütigen Anstieg ins Dorf zum Startkaffee im „Chlydorfbeizli“ beginnt der eigentliche Hausweg mit dem „Vépyhaus“, dessen Baukörper der Simmentaler Tradition verpflichtet und mit einem Ründidach überfangen ist, erbaut 1766 von Zimmermeister Hans Messerli. Das Haus steht, wie die meisten sehr alten Häuser am Hausweg, unter Heimatschutz und ist nicht mehr bewohnt. Ein gut markierter Wanderweg führt nun steil bergan zur Bäuerte „Tal“ auf einer herrlichen Geländeterrasse mit Blick auf die noch schneebedeckte Niesenkette. Hier bestaunen wir u.a. das Haus Nr. 34 (alle Häuser unter Heimatschutz sind nummeriert), mit üppig gestalteter Frakturinschrift, erbaut 1765 von Zimmermeister Michael Teuscher für Johann Sulliger und Margreth Stucki. Nun geht der Weg dem Berghang entlang talaufwärts bis zum Haus Oberberg auf 1000 m, dem heute obersten Haus der Dauersiedlung. Zu sehen gibt es einen klassischen Garten mit formschön geschnittenem Buchs und Kieselwegen. Nach 100 m Abstieg entlang der Stockhorn-Kabinenbahn erreichen wir die Strasse nach Balzeberg, wo Hans Messerli 1693 für Jacob Ueltschi das einzige bemalte Haus dieser Bäuerte baute. Um nach Nidflue zu gelangen müssen wir das Tengelbachtobel durchqueren. Hier bestaunen wir das Haus Nr. 30, erbaut 1642 von Zimmermeister Stäfen Bärgman für Jacob Kiniman und Ana Mani. Weiter geht es über Steinacher und Flüeli nach Weissenburgberg, einer weiteren Bäuerte, die wie Weissenburg zur Gemeinde Därstetten gehört.
Nun verlassen wir den Hausweg und nehmen den Pfad in Richtung Weissenburgbad. Hier, auf 890 m in der Schlucht des unteren Buuschetals, wurde im Jahr 1600 die 27 Grad warme Thermalquelle Weissenburg gefunden, und 1602 verfügte der Rat von Bern die Fassung der Quelle und den Bau eines Badehauses. Die Folge war ein grosser Ansturm von Kurgästen, sodass im Jahre 1849 ca. 1 km bachabwärts das sog. Vordere Bad- und Kurhaus Grand Hotel Weissenburgbad eröffnet wurde. Dieses prunkvolle Hotel wurde zum Treffpunkt des Hochadels und war europaweit bekannt. 1936 weilte z.B. die holländische Königin Wilhelmine mit Tochter Juliana zur Kur im Hotel, wo sich die Prinzessin mit Prinz Bernhard verlobte. Der erst Weltkrieg setzte dem florierenden Badebetrieb mangels Gästen ein vorläufiges Ende. 1925 wurde das Hintere Bad abgebrochen. Nach dem 2. Weltkrieg verlor auch das Grand Hotel Weissenburgbad an Bedeutung und wurde in den 1960er Jahren endgültig geschlossen und 1986, nachdem es noch während einigen Jahren als militärisches Übungsobjekt gedient hatte, von der Armee abgetragen. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat 2014 und 2015 das Gelände der beiden Hotels saniert, sodass heute die Gebäudegrundrisse wieder deutlich zu sehen sind. Auch erklärende fotografische Tafeln und Texte führen die Besucher durch die historische Badezeit.
Die Thermalquelle liefert nebst anderen Mineralien das calciumreichste Quellwasser der Schweiz, und es wurde wegen der ihm nachgesagten heilenden Wirkung beim Baden auch zu Trinkkuren verwendet. Um 1930 hatte der junge Ingenieur Hans Widmer die Idee, das Wasser als Getränk in Flaschen abzufüllen. Er gründete 1935 die Weissenburg-Mineralthermen AG, die als erste in der Schweiz Mineralwasser mit Orangen- und Zitronengeschmack auf den Markt brachte. Nach der Übernahme durch Feldschlösschen im Jahre 1985 wurde der Betrieb geschlossen.

Um 1700 Uhr erreicht die Wandergruppe rechtschaffen müde die Bahnstation Weissenburg und erfrischt sich am dortigen Brunnen gratis mit kühlem Weissenburger Mineralwasser.

11.5.18/Turi Leutwiler

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