Hochtour Sustenhorn

vom 10. – 12. Juli 2018

Für diese Hochtour haben sich leider nur 5 Senioren angemeldet, war sie wohl zu anspruchsvoll? Leider mussten sich kurzfristig noch 2 Kollegen abmelden, so, dass Rolf Merz, Beat Bossert und ich diese tolle Tour nur zu dritt bestritten.

Gut gestärkt vom Mittagessen im Restaurant auf der Göscheneralp, wanderten wir auf dem abwechslungsreichen Weg zur Chelenalphütte. Prächtige Blumenwiesen, schäumende Bäche und immer wieder Sonnenstrahlen, die eine Lücke in den zunehmend dichteren Wolken fanden, erfreuten unsere Sinne. Überrascht waren wir, und besorgt sind wir immer noch, wir dramatisch die Gletscher, die von der Dammastockkette ins Tal stürzen, sich zurückgezogen haben. In der gemütlichen Chelenalphütte liessen wir uns vom jungen Hüttenwartehepaar verwöhnen und genossen die warme Stube während es draussen nebelte und sogar leicht zu regnen begann.

Das Frühstück um 04:30h genossen wir recht einsilbig, wir sind uns nicht an so frühe Tagwache gewöhnt, haben nicht gerade gut geschlafen und dann erst noch stockdichter Nebel vor der Hütte. Trotzdem, um halbsechs Aufbruch. Auf sehr steilem Pfad der sich durch Gras und Geröll schlängelt gewannen wir rasch an Höhe, je höher wir stiegen, desto öfters gab es Löcher im Gewölk und wir konnten, wie durch ein Fenster, Blicke auf Teile der umliegenden Berge erhaschen – ein herrliches Schauspiel. Nach einer guten Stunde erreichten wir auf ca. 2900m ein kompaktes Schneefeld das uns zwang, die Steigeisen zu montieren. Ab jetzt gewann die Sonne Oberhand über die Wolken unter uns – nur von Zeit zu Zeit stiegen einige Fetzen aus der brodelnden Küche empor. Ab der Sustenlimmi gings dann am langen Seil, dem kalten Biswind voll ausgesetzt, hinauf zum Sustenhorn. Trotz klammen Fingern und eisiger Nasenspitze genossen wir die fantastische Aussicht und das Brodeln der Wolken unter uns im Voralptal. An einer windgeschützten Stelle gab’s ein Znüni, bevor wir steil den Gipfelhang hinunter uns in wärmere Gefilde begaben. Die Spalten waren noch gut verschneit, so, dass wir auf ziemlich direktem Weg zur Tierberglihütte queren konnten. Die Oberfläche des Gletschers war zerfurcht wie ein frisch gemachtes Kartoffelfeld, es war mühsam darauf zu gehen. Zum Glück gibt’s dann im flachen Teil eine «Hochgebirgsautobahn» auf der ein rasches Vorankommen möglich war. Schon bald genossen wir ein Bier und ein feines Süppli vor der gastlichen Tierberglihütte. Den Nachmittag verbrachten wir mit Sünnele, retablierten und einem Pfüüsi. Mit den 3 stuttgarter Tischnachbarn hatten wir eine angeregte Diskussion und Hüttenwartin Gisela und ihr Team servierten uns ein leckeres Nachtessen.

Wieder um 04.30h frühstücken, diesmal war es sternenklar und windstill. Als erste Seilschaft verliessen wir beim Morgengrauen die Hütte und stiegen im Seniorenschritt den Gletscher Richtung Mittlerer Tierberg hoch. Ein eindrücklicher Sonnenaufgang und traumhafte Rundblicke begleiteten uns auf dem recht einfachen Aufstieg. Da wir uns entschieden hatten, den Gwächtenhorn-Westgrat zu überschreiten, mussten wir nach einer Stunde von der Tierbergroute abzweigen und jetzt in steilerem Gelände direkt zum Einstieg in den Westgrat hochsteigen. Wir waren froh um die guten Spuren, die Gebirgsspezialisten der Schweizer Armee mit ihren Gästen aus allen Herren Ländern, am Vortag in den Firn geschlagen haben. Auf dem exponierten, kompakten und leicht zu kletternden Felsgrat war es ein echter Genuss hochzusteigen. Immer wieder wechselten die fantastischen Tiefblicke, mal auf die Nord- mal auf die Südseite. Beeindrucken die senkrechten Abbrüche hinunter auf den Chelengletscher – etwas Schwindelfreiheit war schon gefordert. Nur zu schnell waren wir auf dem Gipfel, wo wir durch eine traumhafte Aussicht, warmen Sonnenschein und Windstille, für unser frühes Aufstehen belohnt wurden. Auf dem Normalweg alles über den Gletscher, der auf seiner Ostflanke durch die direkte Sonneneinstrahlung schon etwas weich und nicht immer tragfähig war, erreichten wir um 10:00h schon wieder die Hütte. Nach einer ausgiebigen Hüttenrast nahmen wir den Sommerweg zum Steingletscher unter unsere Füsse. Insbesondere im Abstieg und dann noch mit schweren Säcken ist der z.T. mit Kletterstellen gespickte (aber mit Ketten gesicherte) Weg anspruchsvoll und verlangt volle Konzentration. Nach getaner Arbeit genossen wir an einem Wildbach etwas unterhalb des Parkplatzes Umpol noch die Resten unseres Picknicks bevor wir auf der Asphaltstrasse den Steingletscher erreichten.

Der Tourenleiter

Robert Knobel

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