Hochtour Krönten

vom 10./11. Juli 2023

Tourenleiter: Robert Knobel

Teilnehmende: Theo Bachmann, Beat Bossert, Heiner Lindenmann, Rolf Merz, Roland Sommerhalder

Wegen unsicherem Wetter wurde die Tour abgesagt, dann um einen Tag vorverschoben und von drei auf zwei Tage gerkürzt. Trotz den organisatorischen Kapriolen konnten 6 der ursprünglich 7 Angemeldeten teilnehmen – und sie haben es nicht bereut.

Wir trafen uns am Bahnhof Erstfeld und kurvten mit 2 PW’s die steile Alpstrasse nach Bodenberg hoch. Auch hier auf 1000m Höhe brannte die Sonne erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel. Wir entschieden uns deshalb für den am Anfang schattigen, wunderschönen Aufstieg dem schäumenden Alpbach entlang nach Chüeplangge.  (Eigentlich müsste es Geissplangge heissen, weiden doch auf dieser urigen Alp etwa 200 Ziegen). Die junge, wortkarge und kiffende Hilfsälplerin rettete uns mit einem Bier vor dem Verdursten. Die Alp liegt auf halbem Weg zur Hütte. Auch die zweite Hälfte des Aufstiegs, jetzt voll an der Sonne, dominiert vom eindrücklichen Wasserfall des Fulbachs, der vom Fulensee 200 Hm herunterdonnert. Eben diesen See erreichten wir nach weiteren 45 Minuten Schwitzen. Eigentlich erstaunlich, dass nur ich in diesem idyllischen Bergsee schwimmen ging. Während meine Kameraden den Endspurt zur Hütte unter die Füsse nahmen, genoss ich das Bad im gut 20 Grad warmen Wasser. Erfrischt wanderte ich dann am Rande des herrlichen Moores zuerst eben, dann steil aufsteigend zur Kröntenhütte. Ich genoss diesen Teil mit allen Sinnen. Für die Augen die Alpenrosen, das Wollgras und viele andere Blumen, für die Ohren das Gezwitscher der Vögel und das Tosen der beiden oberen Wasserfälle des Fulbachs, für das Gefühl die aufziehenden Wolken, die Schatten spendeten und mir mit ihren «Sonnenlöchern» ein ständig wechselndes Szenario bescherten. In der gastlichen, gut besuchten Kröntenhütte bezogen wir einen 8er Schlag und genossen ein schmackhaftes Abendessen mit passender Weinbegleitung.

Um 4 Uhr war Tagwache – keiner hat viel geschlafen – wortkarge Stimmung beim Frühstück. Um 5 Uhr marschierten wir als erste in den anbrechenden, wiederum wolkenlosen Tag. Der blau/weiss markierte Pfad führt zum Obersee und dann in einer grossen Rechtskurve über den grünen, sanften Grat Richtung Mändli. Nach etwa einer Stunde trennen sich die Wege, einer geht zum Mändli, wir folgten dem anderen zum Graw Stock. Jetzt wurde es anstrengend, das Gelände wird zusehends steiler und felsiger. Der Weg ist sehr gut gekennzeichnet und hat einige harmlose Kletterpartien. Wir kamen gut voran, spürten aber die teils hohen Tritte in den Oberschenkeln und den schweren Rucksack auf dem Buckel. Nach knapp 2h gab’s einen Znünihalt im Windschatten eines Felsblocks. Weiter gings, auf vom gelb leuchtenden Bergnelkenwurz geschmückten Wegspuren, über eine Felsstufe und eine ausgesetzte Traverse zum Glattfirn. Dieser noch nahezu vollständig von Schnee bedeckte Gletscher wird von den charakteristischen Felsnadeln des Gross Spannort dominiert. Am langen Seil, mit Steigeisen und Pickel ausgerüstet, stiegen wir 2 Seilschaften auf dem sanften nahezu spaltenlosen Gletscher zur Kröntenlücke. Von dort führte unsere Route noch über einige Firnfelder und dann mühsam durch Schutt und Geröll auf den Gipfelgrat. Der Grat ist recht breit und nur an wenigen Stellen ausgesetzt. Dies gab uns Gelegenheit das um hunderte von Gipfeln im Süden und Westen erweitert Panorama zu geniessen. Schon bald waren wir oben – stolz und glücklich auch im Seniorenalter noch anspruchsvolle Touren machen zu können.

Der Abstieg folgt dem Aufstieg und ist, insbesondere vom Grat durch die Steinblöcke zur Kröntenlücke, mühsam und anstrengend. Auf dem Gletscher gings, diesmal ohne Steigeisen, recht flott voran. Beim Abstieg vom Gletscher zur Kröntenhütte , der im oberen Teil volle Konzentration verlangte, hatten einige von uns zu kämpfen. Wir sind halt nicht mehr zwanzig!  2 Stunden für 650 Höhenmeter im Abstieg ist wahrlich nicht rekordverdächtig, zeigt aber, wie anstrengend dieses Wegstück für uns war. Wir feierten den 1. Teil des Abstiegs mit einer langen Hüttenrast und jeder Menge Flüssigem. Eigentlich hätten wir jetzt mit 1250 Hm genug gemacht, vor uns lagen aber noch weitere knapp 1000 Hm bis zu unseren Autos. Wir wählten den Abstieg über Chüeplangge, es ist zwar der weiteste aber am wenigsten steilste. An diesem wärmsten Tag des Jahres wurde die Hitze mit jedem Meter nach unten grösser und unsere Gebresten nicht kleiner. Zum Glück konnten wir bei Halbzeit unseren Durst vor der Alphütte im Schatten mit einem kalten Bier löschen und etwas retablieren. Die letzten 1 ½ h waren, wenigstens für mich, trotz schönster Landschaft eine «Via dolorosa».

Endlich unten beiden Autos angekommen, haben alle diese anspruchsvolle Tour glücklich und mit Freude und Stolz abgeklatscht.

Der Tourenleiter

Röbi Knobel

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