Senioren Skitourenwoche Gemmi

vom 3. – 8. März 2024

Bergführer: Hans-Peter Brehm, Thomas Bossert

SAC-Homberg: Beatrice Bucher, Romy Erb Knobel, Magda Huber, Katharina Kamer, Guido Baumgartner, Beat Bossert, Peter Brehm, Beat Huber, Röbi Knobel, Heiner Lindenmann, Roland Sommerhalder, Heinz Wiederkehr

Gäste: Urs Abt, Reinhard Keusch, Willy Keusch

Sonntag, 3. März, Skitechnik und Lawinenrettung

Wir trafen uns kurz vor Mittag auf dem leeren Parkplatz der Gemmi-Luftseilbahn in Leukerbad. Wegen Föhnsturm war der Betrieb bis auf Weiteres eingestellt. Anstelle des Mittagessen in der Gemmi Lodge gab’s Spaghetti in Leukerbad.

Auf den letzten Schneeresten stiegen wir alsdann auf dem Gemmiweg Richtung der imposanten Südwand des Daubenhorns. Immer wieder fanden wir ein steiles Absätzli zum Üben der Spitzkehre. Die abenteuerliche Waldquerung zu einem freien Schneefeld forderte viel Geschick und Gleichgewichtssinn. Mit einer Lawinenübung brachten uns Thom und Hampe auf den neusten Stand, was man im Falle eines Lawinenunglückes zur Rettung unternehmen muss. Da die LVS immer leistungsfähiger werden, und immer mehr Funktionen zur Verfügung haben, vermittelte uns die Gerätekunde und das Suchen des vergrabenen LVS neue Erkenntnisse. Im Laufe des späteren Nachmittags nahm die Luftseilbahn ihren Betrieb reduziert auf und brachte uns direkt zu unserer Unterkunft. Die grosszügige, saubere und gut geführte Gemmi Lodge übertraf unsere Erwartungen in allen Belangen. Nach dem Bestaunen der grossartigen Aussicht, dem feinen Apéro, dem reichhaltigen 4-Gang Menü und dem gemütlichen Beisammensein ging ein gelungener Tag zu Ende.

Montag, 4. März, Daubenhorn 2941müM

Heute ging es, aufgeteilt in eine ambitionierte und eine gemütliche Gruppe, aufs Daubenhorn. Leider konnte Heiner wegen der Infektion einer Zehe nicht teilnehmen. Er wollte auf Anraten unserer beiden «Teamärzte» im Tal eine Klinik aufsuchen. Nach anfänglichem Kampf zwischen Sonne und Nebel gewann vorerst Letzterer. Auf harter Piste fuhren wir etwa 80 Höhenmeter runter zum Jägerboden, wo die Felle montiert wurden. Nach gut zwei Kilometern topfeben über den Lämmerboden, stiegen wir links die weiten Hänge Richtung Daubenhorn hoch. Schon bald liess der lichter werdende Nebel hoffen, dass wir doch noch an die Sonne kommen. Tolle Wetterstimmungen begleiteten uns nun bis ca. 2500 müM, wo wir dann endgültig aus der dicken Suppe auftauchten und im gleissenden Sonnenlicht weiter stiegen. Die angenehm angelegte Aufstiegsspur und die einzigartige Aussicht auf das mit Nebel gefüllte Lämmerental sowie auf das im Sonnenlicht gleissende Wildstrubelmassiv war purer Genuss. Schon bald waren wir unter dem steilen Gipfelhang. Gekonnt raute Thom die harten Stellen in der Spur mit seinem Führerpickel auf und schaufelte grosszügige Podeste für die Spitzkehren. Der Tross konnte somit mühe- und gefahrlos bis zum Skidepot unter einer Felsbastion aufsteigen. Die letzten paar Meter zu Fuss waren noch herausfordernd. Auf einer verschneiten abhaldigen Felsplatte gings einige Schritte, mit Blick mehrere hundert Meter senkrecht nach unten, zum Gipfelkreuz. Alle haben’s geschafft und durften ein Panorama der Superlative geniessen. Ganz besonders war der Blick auf ein bis 2500m mit Nebel gefülltes Wallis.

Die Abfahrt erfolgte mehr oder weniger entlang der Aufstiegsspur. Die Ambitionierten stiegen nach einer kurzen Abfahrt nochmals 200m hoch zum Daubenjoch. Die Abfahrt wurde, dank den Schneelesekünsten unserer Guides, trotz einigen harschigen Stellen recht genussreich. Das rettende Bier musste mit einem langen Rückmarsch über den Lämmerboden und dem Gegenaufstieg zu unserem Hotel hart verdient werden. Müde, aber zufrieden genossen wir den Rest des Tages in unserer, wie ein Adlerhorst bzw. Bartgeiernest, über den Felsen klebenden, Unterkunft.

Dienstag, 5. März, Lämmerenplatten, 2528 müM

Grau, leichter Schneefall, neblig, windig und kalt wars heute draussen, vor unserem 2350 müM hoch gelegenen Refugium. Unsere beiden Führer liessen uns zur gewohnten Zeit um 08:15 Uhr ausrücken. Heute leider ohne Heiner, der wegen seiner Zehe die TW abbrechen musste. Nach nebliger Abfahrt auf der schmalen Piste, fellten wir beim Daubensee an. Gemütlich und bei jetzt ganz passablen Wetterverhältnissen gings über den Daubensee zur Roten Chumme. Eine im weissen Allerlei kaum sichtbare Wächte, war Ursache einiger harmlosen Stürze. Erstaunlich wie zielsicher Thom den wenig ausgeprägten, Gipfel im Nebel fand. Zum Glück lichtete sich die Nebelschicht und liess uns die sich nähernde Gruppe «Hampe» nicht nur hören, sondern auch sehen. Nach einer gemeinsamen Pause kurvten die Ambitionierten entlang von Schneeschuh Trail-Markierungsstangen Richtung Jägerboden, die Gemütlichen zogen den «Waggel» über den Lämmerenboden vor. Als Highlight durften Thoms Schützlinge ein Sanduhrförmiges Couloir runterstechen, um dann gleich bei der Daubensee Luftseilbahn zu landen. Wir durften noch einen Gegenanstieg unter den Plattenhörner bis zum Beginn des Furggentälti anhängen. Die Abfahrt war soso lala. Wir Cracks genossen es trotzdem. Den Aufstieg zur Lodge ersparten wir uns dank der rustikalen Luftseilbahn. Weil am Mittwoch Abreisetag von Guido und Urs sein wird, wurde die komplizierte TW-Abrechnung auf Dienstag vorverlegt.

Mittwoch, 6. März  Skitechnik und Freeriden im Torrent Skigebiet.

Mit der 9 Uhr Bahn ging es runter, ins mit gut 30 cm frisch verschneite Leukerbad, und dann nach einem Bus-Transfer zur Torrentbahn, die uns in das gleichnamige Skigebiet brachte. Hier oben auf der Rinderhütte 2312 müM lag gut und gerne 30 – 40 cm flauschiger Pulverschnee. Zum Glück drückte die Sonne immer wieder durch das Grau der Wolkendecke und ermöglichte eine recht gute Sicht. Die «Wilden» unter Thoms kundiger Führung fanden «keusche», steile Hänge, Couloirs und Waldschneisen en masse. Ein absolutes Highlight dieser TW!  Die Verhältnisse ideal, Adrenalin pur – einfach geil! Schon ziemlich geschlaucht genossen wir die Mittagspause im Restaurant, wo uns Hampes Schützlinge ebenfalls von einem gelungenen Vormittag berichteten. Nach dem Essen übernahm Hampe die «Wilden» aber schon eher «Müden» und Thom zog seine Spuren mit den «Geniessern». Nochmals mussten wir alles geben um Hampes Tempo zu folgen. Auch er fand noch unverspurte Hänge und bot uns reines Pulververgnügen. Eine aufziehende Nebelschwade raubte uns während einer Viertelstunde jede Sicht, verunmöglichte ein genussreiches Powdern und hat uns gezeigt, wie wichtig beim Freeriden die Sichtverhältnisse sind. Ziemlich geschafft, aber glücklich und zufrieden erreichten wir rechtzeitig, nach der etwas umständlichen Rückreise, unsere Lodge.

Donnerstag, Stäghore 3147 müM

06.00 h Tagwache, 07.00 h Abmarsch bzw. Abfahrt zum Jägerboden zum Felle aufschnallen. Unsere beiden Guides gingen voraus, zum Spuren und zum Vorbereiten des Steilaufstieges unter der Lämmerenhütte. Was für ein Morgen! Klarer, kaltblauer Himmel und eine wunderbare Spur im gut 50 cm tiefen Neuschnee. Schon bald vergoldeten die ersten Sonnenstrahlen das Schneehore und machten die Wanderung über den Lämmerenboden zum Hochgenuss. Schon bald ging auch für uns die Sonne hinter dem Gemmipass auf und füllte das ganze Tal mit magischem Licht. Nach einer guten Stunde Marsch erreichten wir, die von Hampe und Thom wunderbar präparierte Aufstiegsspur, durch die Steilwand unter Felsen auf dem Hüttenweg zur Lämmerenhütte. Ohne die frisch geschlagene Treppe, wäre der Aufstieg über den auf kurze Distanz pickelhart gefrorenen Schnee, recht heikel gewesen. Weil es Richtung Wildstrubel immer mehr Neuschnee gab (wir haben 80 cm gemessen) entschieden sich unsere Bergführer aus Sicherheitsgründen bei der herrschenden erheblichen Lawinengefahr für die Besteigung des weniger exponierten Stäghores. Gemächlich zogen wir unsere Spuren durch sanftes Gelände bis zum, durch den Wind zersausten, Südwestgrat, auf dem wir mühelos den Gipfel erreichten. Auch hier wieder eine unglaubliche Rundumsicht, die in uns Gefühle von Freude, Staunen und Ehrfurcht auslöste. Toll, dass beide Gruppen den Gipfel vollzählig erreicht haben. Die Abfahrt durch den tiefen Neuschnee erlaubte im steilen Gipfelhang schöne Spuren, ansonsten musste alles in der Aufstiegsspur abgefahren werden. Bei der Abzweigung zur Lämmerenhütte verabschiedete sich Hampe von uns, eine weitere Tourenwoche in Norwegen ruft. Als Zeichen unserer Dankbarkeit und Zufriedenheit standen wir spontan Spalier. Unter einem Tunnel von erhobenen Skistöcken wurde Hampe verabschiedet. Wir stiegen noch eine Viertelstunde zur Lämmerenhütte auf, und genossen den Suure Moscht und die längere Pause. Nochmals Marsch über den Lämmerenboden und Gegenaufstieg zur Gemmi, diesmal mit müden Knochen, war für viele eine Tortur. Wen wunderts, alle haben 17,5 km Distanz und 1100 Höhenmeter geleistet. Der Schlussabend wurde deshalb etwas kürzer. Für Apéro, Würdigungen der Führer und der Organisatoren sowie für den obligaten Viergänger reichte es allemal.

Freitag Höhenlinie 2740 westlich unter Rinderhorngipfel

Heute hatte nur noch, eine auf sechs Teilnehmer reduzierte Gruppe, Bock auf die Abschlusstour.  Bei klarem Himmel aber erneutem Föhnsturm nahmen wir nach einer kurzen Abfahrt zum Daubensee den Aufstieg in Angriff. Nach einer langen, «luftigen» Hangquerung auf einer guten, gleichmässig ansteigenden Spur im windgepressten Pulverschnee erreichten wir beim Punkt 2524 einen weiten, nach Nordwesten ausgerichteten, windgeschützten Talkessel, den wir noch gut 200 Hm weiter hochstiegen. Die Mühe hat sich gelohnt, der gesetzte Pulverschnee schenkte uns ein letztes Mal für diese Tourenwoche reines Abfahrtsvergnügen bis hinunter zum Daubensee. Nach einem Fussmarsch auf der Langlaufloipe zurück zur Daubenseebahn und dann mit dieser hoch zur Gemmi, beendeten wir diesen lohnenden Vormittagsausflug. Nach einer letzten Mittagsverpflegung in unserer lieb gewordenen Gemmi Lodge schlossen wir eine gelungene Tourenwoche ab. Ich möchte den beiden Bergführern für die wiederum umsichtige Leitung, die Auswahl der tollen, der Gruppe angepassten Tourenzielen, und ihre Fürsorglichkeit ganz herzlich danken. Auch allen Teilnehmenden – ihr habt mit eurer positiven Einstellung und eurem kameradschaftlichem Verhalten wesentlich zur guten Stimmung beigetragen – möchte ich herzlich danken. Nicht zuletzt gebührt auch Romy, die mich beim Organisatorischen tatkräftig unterstützt hat, ein grosses Dankeschön.

Euer Tourenleiter Röbi Knobel

Skitechnik

Daubenhorn

Lämmerenplatten

Freeride

Stäghore

Rinderhorn – Höhenlinie 2740

Ein Gedanke zu „Senioren Skitourenwoche Gemmi

  1. Liebe Freunde aus Seetal und Freiamt
    Ganz herzlichen Dank für die tollen Tage mit Euch als Gast. Die Bilder und der Bericht
    strahlt weit in den Alltag!
    Das verpasste Steghorn muss ich noch etwas verdauen, aber ich mag es Euch von Herzen gönnen.
    Hans-Peter, Tom, Röbi und allen nochmals: Dankeschön!
    Urs

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